Schlangen, Spinnen, Skorpione: Verhalten in den Tropen
Schwerwiegende oder sogar tödliche Zwischenfälle mit Gifttieren in den Tropen sind bei Reisenden eine Rarität. Andererseits kann (praktisch immer durch Fehlverhalten bedingt) jederzeit ein bedrohlicher Notfall entstehen. Da die Gefährdung durch seltene Ereignisse im Alltag oft unterschätzt wird, hier einige Ratschläge aus reisemedizinischer Sicht.
I. Mensch und Gifttiere:
Gifttiere, die primär aggressiv den Menschen bedrohen, spielen praktisch keine Rolle. Eine gesundheitliche Bedrohung durch Bisse bzw. Stiche kommt fast ausschließlich in Situationen zustande, in denen sich auch das Gifttier bedroht fühlt. Hierzu zählt vor allen Dingen die überraschende Begegnung, bei der keine Gelegenheit zur Flucht gesehen wird. Schlangen, Spinnen und Skorpione haben ihre eigentümlichen Lebensräume, in denen mit ihnen gerechnet werden sollte. Der Europäer in den Tropen muß lernen, dieses Wissen um das Verhalten von Gifttieren im eigenen alltäglichen Verhalten zu nutzen.
II. Tipps:
- Nie im Dunkeln ohne Taschenlampe laufen - viele Gifttiere (die meisten Schlangen) sind Nachttiere!
- Nie auf entdeckte Gifttiere zugehen - damit wird eine Bedrohung evtl. erst ausgelöst.
- Alle Bewegungen, Griffe etc. unter Sichtkontrolle durchführen, z.B. nie "blind" mit der Hand im Schrank nach einem Gegenstand suchen; geschlossene Schuhe vor Benutzung ausschütteln!
- Konsequente Beseitigung besonders des Küchenabfalls - Schlangen leben von Mäusen, Mäuse leben von Abfall.
- Mückennetz bzw. Fliegengitter an den Fenstern, möglichst dichtmaschig und ohne Defekte - der Zugang von Insekten und Spinnen wird so erschwert.
- Bei Touren im Gelände fest auftreten, größere Bäume, auch Büsche meiden. Baumschlangen sind fast alle giftig. Auf kletternde Kinder achten!
- Bei Ausflügen bzw. Bewegung in der Natur festes Lederschuhwerk bis über die Knöchel tragen, 90% der Schlangenbisse sind an oder unter dem Knöchel lokalisiert.
- Gestaltung des Gartens: möglichst kurzgeschorener Rasen, wenig Büsche, wenig Feuchtigkeit. Keine Panik nach Schlangenbiß: nur ca. 2,5% der Schlangenbisse nehmen einen tödlichen Ausgang.
- Nie auf der Erde schlafen! Kleidungsstücke, Schuhe, Nahrung auf der Erde locken Skorpione, Spinnen und Schlangen an!
- Nie eine "tote" Schlange anfassen!
Am Strand und im Wasser:
- Gummischuhe, Plastiksandalen, Turnschuhe! (Seeigel, Stiche giftiger Fische)
- Möglichst Schwimmen statt Waten!
- Nicht Baden nach Stürmen (Quallen!)
- Gestrandete Meerestiere nie anfassen
- Niemals folgende Meeresfrüchte essen:
- auffällig gefärbte und geformte Fische
- schuppenlose Fische
- Haut und Innereien von Fischen
III. Erste Hilfe nach Biß bzw. Stich:
- Beruhigung des Patienten (Aufregung schadet direkt!)
- Spülung der Bißstelle, kein Einschneiden, kein Ausbrennen
- Schmerzmittel
- Transport zum nächstgelegenen Hospital mit Schlangenserumdepot. Den Weg von zu Hause oder von seinem Dienstort zum entsprechenden Hospital sollte jeder gut kennen bzw. mindestens einmal selber fahren!
- Abbinden von Arm oder Bein nur, wenn für den Transport mehr als 30 Minuten veranschlagt werden.Uhrzeit beim Abbinden notieren (z.B. mit Kugelschreiber auf die Haut). Alle 1/2 Stunde Binde 10 - 20 Sekunden lockern.
- Antiserum: Einsatz nur im Krankenhaus, nur vom Arzt, nur wenn eindeutig sinnvoll! (Welches Tier war es?) Es hat auch durch den Einsatz von Serum tödliche Zwischenfälle bei Patienten gegeben.
- Während des Transportes sollte sich der Patient so wenig wie möglich bewegen.
Gifttierregeln
- Schlangenbisse, Stiche durch Gifttiere sind in der Regel vermeidbar!
- Ein Notfall tritt immer selten und immer überraschend ein!
- Das Gefährlichste ist das Verdrängen dieser Risiken!
- Antiseren sind keine Allheilmittel, nur im Einzelfall und ausschließlich durch den Arzt eine evtl. sinnvolle, vertretbare Therapie!
- Jeder Gifttierpatient muß zum Arzt!
Quelle: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland, 2002