Übersicht

Bevor sie sich entschließen, in der Schwangerschaft in die Tropen zu reisen, sollte sie sich fragen, ob die Reise nicht verschoben werden könnte oder ein anderes Reiseziel in Frage käme. Es besteht bei Reisen in die Tropen ein deutlich zu unseren Breiten erhöhtes Risiko für die Mutter und das ungeborene Kind.Sollte es aus familiären Gründen etc. unvermeidlich sein, sollten Sie trotzdem gewisse Vorsichtsmaßnahmen bedenken.

Allgemeines

 

Die allgemeinen Empfehlungen Hygiene, Wasserqualität, Essen betreffend sollten von ihnen streng befolgt werden. Ein heftiger Durchfall etc. reduziert ihren Allgemeinzustand und betrifft immer auch das Ungeborene.
Vorsicht bei der Verschreibung von Medikamenten im Reiseland. Nicht immer wird auf die Schwangerschaft Rücksicht genommen.
Eine qualifizierte Schwangerschaftsüberwachung ist im Reiseland nicht unbedingt gewährleistet. Gynäkologen sind vielerorts nicht vorhanden und häufig schlecht ausgerüstet. Ultraschall gibt es qualitativ gut meist nur in großen Städten.
Bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke muß überprüft werden. ob die Medikamente in der Schwangerschaft erlaubt sind.

 

Flugreisen

 

  • Größtes Risiko ist eine Entbindung unter nicht optimalen Bedingungen! Von einer Flugreise im letzten Schwangerschaftsmonat bis 7 Tage nach der Entbindung wird dringend abgeraten. Achtung! Ab der 35. Schwangerschaftswoche keine internationalen Flüge; ab der 36. Schwangerschaftswoche keine Inlandsflüge! Eine Bescheinigung des betreuenden Haus- oder Facharztes über den voraussichtlichen Entbindungstermin kann notwendig sein.
  • Relative Kontraindikationen für Schwangere: Anaemie, Hämoglobingehalt i.S. < 8,5 mg/dl. Thromboembolie in der Vorgeschichte sowie Risikoschwangerschaften.
  • Bei häufigen Flügen in der Schwangerschaft Strahlenbelastung beachten. Grenzwert 0,5 Millisievert bzw. 50 Millirad. (Normalflug NewYork - Tokio = 0.2 Millisievert). Bei Flügen in großer Höhe relevante Strahlenbelastung in Abhängigkeit von der Sonnenaktivität möglich. Kritisch ist besonders die Zeit der Hirnentwicklung des Foeten in der 8. - 15. Schwangerschaftswoche.
  • Die Flughafen-Sicherheitskontrolle mit einem Metall-Detektor (Magnetstab) stellt keine Gefährdung dar.
  • Während des Fluges soll der Sicherheitsgurt tief über dem Beckengürtel verlaufen. Hypostase und venösem Stau (Gefahr der Ödembildung und Thrombose) sind vorzubeugen. Bewegung im Rahmen des Möglichen! Während der gesamten Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Thromboserisiko, deswegen während des Fluges Beingymnastik oder Beine hochlagern!


Impfungen

 

  • Grundsatz: Möglichst keine Impfung während des ersten Trimenons. Ansonsten strenge Risiko-Nutzen-Abwägung. Bakterielle Totimpfstoffe (Cholera-Injektionsimpfstoff, Meningokokken, Pest, Pneumokokken, Typhus-Injektionsimpfstoff) sind nicht kontraindiziert. Theoretisches Risiko ist eine sehr selten auftretende hochfieberhafte Impfreaktion mit der Gefahr einer Neuralrohrschädigung des Foeten oder eines Spontanaborts in der Frühschwangerschaft.
  • Bakterielle Toxoidimpfstoffe (Tetanus, Diphtherie) können bedenkenlos gegeben werden. Inaktivierte oder gentechnisch hergestellte Virusimpfstoffe (Hepatitis A, Hepatitis B, Influenza, Tollwut, Japanische-Enzephalitis, Polio-Injektionsimpfstoff (IPV) sind nicht kontraindiziert. Attenuierte Virus-Lebendimpfstoffe (Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber sind in der Schwangerschaft generell kontraindiziert.
  • Stillen ist keine Kontraindikation zur Impfung. Bisher wurde als einziges das Röteln-Impfvirus aus der Muttermilch isoliert.
  • Bei erheblichem Expositionsrisiko kann ab dem 6. Schwangerschaftsmonat evtl. eine Gelbfieberimpfung erwogen werden. Für evtl. vorgeschriebene Impfungen gegen Gelbfieber ist die Schwangerschaft keine absolute Kontraindikation, da Schäden nicht beobachtet wurden. Jedoch ist eine strenge Indikationsstellung (Risikoabwägung) bei Reisen in aktuelle Infektionsgebiete erforderlich. Sonst evtl. Impfbefreiungszeugnis oder Absagen der Reise. Auch hier: Impfungen im 1. Trimenon möglichst vermeiden!
  • Von den hier abgehandelten Impfungen sind in der Schwangerschaft unbedenklich: Tetanus, Diphtherie, Polio
  • bei den nachfolgend genannten Impfungen wurden bisher keinerlei Schäden beobachtet, wobei allerdings anzumerken ist, dass die beobachteten Fallzahlen nicht sehr groß sind: Hepatitis A und B (ebenso Gelbfieber . s.o.!)
  • wegen fehlender Erfahrungen vorsichtig unter strenger Nutzen-Risiko-Einschätzung anzuwenden: Cholera, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Meningitis, , Typhus (oral und parenteral), Tollwut (präexpositionell) - für eine Tollwutimpfung nach entsprechender Verletzung kann es keine Kontraindikation geben, da die Tollwut eine Erkrankung ist, die immer tödlich verläuft.
  • absolut kontraindiziert: Masern, Mumps, Röteln

 

Körperliche Aktivitäten

 

  • Laufen/Jogging: unbedenklich, solange die Körper-Kerntemperatur (oral oder rektal gemessen) < 38°C und der Pulsschlag der Schwangeren 140/min nicht übersteigt. Hypoglykämie und Dehydration vermeiden!
  • Schwimmen: keine Kontraindikation
  • Sauna: im 1. Trimenon Risiko von Fehlbildungen des Neuralrohrs
  • Schnorcheln: unbedenklich
  • Tauchen mit Gerät: kontraindiziert

 

Malaria

 

  • Schwangere sind besonders anfällig für Malaria. Ein konsequenter Mückenschutz ist überaus wichtig.
  • Zur medikamentösen Prophylaxe können nicht alle Medikamente angewandt werden.Sie sollten deswegen grundsätzlich nicht in Malaria-Endemiegebiete reisen, einen Aufenthalt in Gebieten mit Chloroquinresistenz aber unbedingt vermeiden!
  • Hohe Letalität für Mutter und ungeborenes Kind! Die Plazenta ist ein bevorzugter Ort für Plasmodien-befallene Erythrozyten.
  • Komplikationen einer Malaria während der Schwangerschaft: Fehlgeburt, Totgeburt, hohe Neugeborenen-Sterblichkeit, intrauterine Entwicklungsstörung, konnatale Malaria, zerebrale Malaria, massive Hämolyse, akutes Nierenversagen.

 

Durchfall- Erkrankungen

 

  • Eine prophylaktische antimikrobielle Behandlung wird nicht empfohlen. Chemische Wasseraufbereitungsanlagen auf Jod-Basis können bei kurzdauernden Reisen (< 3 Wochen) genutzt werden. Bei längerem Gebrauch Schilddrüsenvergrößerung des Foeten.
  • Zur Behandlung erlaubt: Orale Rehydrationslösungen (ORS), Ampicillin, Erythromycin, Cephalosporine, Loperamid, Kaolin, Pektine.
  • Relative Kontraindikatonen: Wismut-haltige Präparate (im Tierversuch teratogen), Salicylsäure-haltige Präparate (fetale Blutungen), Trimethoprim-Sulfamethoxazol (im 1. Trimenon teratogen, im 3. Trimenon Kernikterus), Ciprofloxacin (im Tierversuch Spontanabort bei hoher Dosierung, Skelett-Fehlbildungen).