Übersicht
Infektion und Übertragung
Der Milzbrand ist eine Erkrankung, die oft aus dem veterinärmedizinischen Bereich, aber gelegentlich auch bei Menschen bekannt wird. Sie tritt beim Menschen gehäuft berufsspezisch auf: in der Landwirtschaft, insbesondere bei Menschen, die in der Viehhaltung oder Fleischverarbeitung und Wiederverarbeitung tätig sind. Die Erkrankung wird durch Bakterien (Bazillus anthracis) hervorgerufen, die weltweit vorkommen. Der Erreger kann sehr haltbare Dauerformen (Sporen) ausbilden, die im Boden begünstigt durch Trockenheit und fehlende Kultivierung viele Jahre infektionsfähig bleiben.
Gelegentlich kann durch Inhalieren einmal eine schwere innere Erkrankung mit Lungenbeteiligung vorkommen, seltener kommt es durch Verzehr von infiziertem Material zu Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Eine Verbreitung der Bakterien im Körper ist dann auch in andere Organe möglich.
Menschen werden durch das Schlachten und Verwerten von entsprechend infiziertem Vieh, und von diesem Vieh stammenden Produkten wie Häute, Leder, Wolle, Haare etc. möglicherweise infiziert. In der Regel tritt diese Erkrankung nach Aufnahme der Bazillen oder ihrer Sporen in die Haut auf, wie es z.B. im Bereich von Wunden leicht möglich ist. Beim Lungenmilzbrand müssen die Erreger oder Sporen tief eingeatmet werden.
Klinik und Therapie
Verschiedene Organe können beteiligt sein, so in erster Linie die Haut oder (berufsspezifisch: sog. "Wollsortierkrankheit") der Lungenmilzbrand und andere, wie z.B. (s.o.) Magen-Darm-Erkrankungen. Die Erkrankung weist bei Hautbefall zunächst eine schmerzlose juckende Stelle auf, die anschl. ein Bläschen bildet und daraus kann sich ein schwärzliches Geschwür entwickeln, das in der weiteren Folge spontan abheilen kann. Bei etwa 10 bis 20 Prozent dieser Hautmilzbrandfälle kommt es allerdings zur Beteiligung weiterer Organe.
Wenn es nach Einatmen der Sporen zu einer Erkrankung kommt, zeigt sich zunächst Fieber und Unwohlsein, auch Muskelschmerzen und Husten sowie Druckgefühl. Auch wenn sich dies ohne Behandlung bessert, kann die zweite Phase dann möglicherweise schwerwiegende Komplikationen bieten.
Bei Milzbrand im Magen-Darm-Bereich bestehen Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, die sich erheblich verschlimmern können
Diagnose
Sie erfolgt über einen Arzt, der auch Labormöglichkeiten braucht: "Blutkultur", Blutbild oder andere mikroskopische Untersuchungen und Antikörperuntersuchungen (wie z.B. der sog. Mikrohämagglutinationstest").
Therapie
Bei der Erkrankung der Haut ist mit Penicillin als Spritze oder Infusion zu beginnen, später kann mit Tabletten weiterbehandelt werden. Bei Patienten mit Penicillinallergie stehen Erythromycin oder Tetracyclin (beides Antibiotika) zur Verfügung und wirken sehr gut und prompt. Bei den übrigen Verlaufsformen muß die Penicillindosis angepaßt werden. Die Therapie wirkt sehr gut, so dass bei richtiger Therapie mit bleibenden Schäden kaum zu rechnen ist (unter ein Prozent).
Zusammenfassung
Der Milzbrand ist eine berufsspezifisch bedeutende, auch im Bereich Ernährung und Küchenhygiene sehr wichtige Erkrankung. Sie ist weltweit verbreitet. Ausbrüche kommen immer wieder in Ländern vor, in denen auch deutsche Vertretungen sind. Dem Gesundheitsdienst ist niemals eine Erkrankung eines Bediensteten an Milzbrand bekannt geworden, weil - wie bei anderen Erkrankungen - das Risiko auch bei einem Milzbrandausbruch in dem selben Land minimal scheint. Allerdings sollten die prophylaktischen Maßnahmen (s.o., u.a. Auskochen) auch in den Haushalten unserer Bediensteten durchgeführt werden.
Autor der Seite ist Dr. Rainer Holzke
Dr. Holzke arbeitet als niedergelassener Arzt in Blumberg am Rande des Schwarzwaldes und der Schweizer Grenze. Tropen-medizinische Tätigkeit in Süd-Afrika und als Schiffsarzt, zuletzt auf der "MS Europa" der Hapag LLoyd.